Osteopathie

Schon zu Lebzeiten von  Andrew Taylor Still (1828-1917) gab es sehr heterogene Auffassungen unter seinen Studenten, was und wie seine  philosophische Medizin, die er Osteopathie genannt hat, zu definieren und umzusetzen ist. Das lag und liegt bis heute daran, dass Still eben keine dogmatischen Techniken vermittelt hat, sondern grundlegende philosophische Ansätze, Prinzipien und allem voran die Notwendigkeit selbst zu denken, zu hinterfragen, und zu prüfen.

„Vor 22 Jahren habe ich die menschliche Maschine betrachtet und sie als das wundervollste Konstrukt erlebt, durch die Intelligenz des Verstandes und des Geistes Gottes, von der Krone des Kopfes bis zu den Sohlen seiner Füße. Ich glaube, das die menschliche Maschine die Apotheke Gottes ist und sich alle Medikamente der Natur im Körper befinden.“

Nach A.T. Still

(vgl. Historisch reflektierte Osteopathie, 2021, Ch. Hartmann, JOLANDOS Verlag)

Seinem Schüler J.M. Littlejohn (1899-1939), mit einem brillanten akademischen Geist gesegnet, ist es gelungen Stills philosophische Wissenschaftssprache in die – bis heute- moderne Wissenschaftssprache zu übersetzen und die von Still formulierten Grundprinzipien auf anatomisch- mechanistischer und physiologischer Ebene zu belegen.

„Osteopathisch umfasst die Wissenschaft das Entdecken der Ursache oder der Ursachen von Krankheit sowie deren Anpassung oder Beseitigung mit dem Ziel, den Körperorganismus sowohl in struktureller als auch in funktioneller Hinsicht wieder in seinen Normalzustand zurückzubringen.

Die neue Pathologie basiert auf der modernen Physiologie, und berücksichtigt deshalb Störungen in den Funktionsabläufen ebenso wie Veränderungen in der Struktur und in deren Anpassung.“

Nach J.M. Littlejohn

(vgl. Das Große Littlejohn-Kompendium, JOLANDOS 2009)

Louisa Burns,(1869- 1958), belegt mit ihrer Forschung den physiologischen Zusammenhang zwischen osteopathischen Techniken und deren Auswirkung auf den Organismus auf zellulärer und biochemischer Ebene. Eine normale Umgebung (Milieu) sorgt für eine normale (=gesunde) Funktion einer Zelle. Also ist der vernünftige therapeutische Ausgangspunkt für normale Umgebungsverhältnisse einer jeder unserer Zellen zu sorgen.

„Es gibt in der Natur keine „Heilanwendungen“, außer jenen Dingen, die eine normale Körperzelle normalerweise umgeben“

Nach Louisa Burns

(vgl. Grundlegende Prinzipien der ursprünglichen Osteopathie, Louisa Burns MS, DO, DScO Kommentiert von Ch. Hartmann 2019 JOLANDOS Verlag)

Die WeltgesundheitsorganisationWHO verortet die Osteopathie in der Komplementär- und Alternativmedizin:
„Osteopathie bietet ein breites Spektrum an Herangehensweisen zur Gesunderhaltung und dem Umgang mit Krankheiten an.“

Die folgenden Prinzipien zur Behandlung und dem Umgang mit Patienten bilden die Grundlagen der Osteopathie:

  • Der Mensch bildet eine dynamische funktionelle Einheit, dessen Wohlbefinden durch Körper, Geist und Seele beeinflusst wird
  • Der Organismus besitzt selbstregulierende Mechanismen und die natürliche Fähigkeit zur Selbstheilung
  • Struktur und Funktion bedingen sich auf allen Ebenen des Körpers gegenseitig.

 

(vgl. “Benchmarks for Training in Osteopathie“ (2010))